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Für meine Studenten:
Wer ist dieser Prof. Kohl ?
Kindheit und Jugend: Als einziges
Kind meines mathematisch begabten Vaters Martin Kohl, Lehrer von Beruf,
und meiner musikalischen Mutter Marianne Kohl, geb. Schlegel wurde ich
kurz nach dem Krieg in Lendsiedel, einem 800 Seelen-Dorf bei 74592
Kirchberg/ Jagst im Hohenloher Land geboren. Zur Schule ging ich in
Lendsiedel, dann auf die Schloß-Schule in Kirchberg und
schließlich auf das Albert-Schweitzer-Gymnasium in
Crailsheim. Die ländliche, naturbezogene Atmosphäre,
die geistig-kulturellen Interessen meines Elternhauses und die
zahlreichen Ferienaufenthalte bei meinem Großvater P.
Schlegel in Fellbach und Stetten im Remstal, einem urtypischen Schwaben
und Geschäftsmann, bestimmten die ersten 16 Jahre meines
Lebens. Gerne besuche ich mein Heimatdorf und meine Jugendfreunde. Als
ich 16 Jahre alt war zogen meine Eltern in die Heimat meiner Mutter
nach 71394 Stetten. Von da an prägte mich die
großstädtische Atmosphäre des Stuttgarter
Raumes. Täglich fuhr ich in das Gottlieb-Daimler-Gymnasium
nach Stuttgart-Bad Cannstatt, an dem ich das Abitur im Jahr 1966
machte.
Ausbildung: Die
Möglichkeit einer späteren Tätigkeit in der
Wirtschaft bestimmte die Wahl meines Studiums der Physik, obwohl ich
Preisträger in Biologie war. So begann ich das Studium der
Physik an der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart, unternahm mit
zwei Freunden im VW-Käfer eine vierteljährige Reise
in den Orient bis fast an die afghanische Grenze und setzte dann mein
Studium an der Universität Heidelberg fort. Die Vorlesungen in
Philosophie bei Prof. Dr. H. Gadamer, in der theoretisch ausgerichteten
Physik in Heidelberg bei Prof. Dr. O. Haxel und
Nobelpreisträger Prof. Dr. H. Jensen waren begeisternd und das
Studium während der damals zahlreichen
Studentendemonstrationen und Rudi Duschke in Hörsaal 13
äußerst erlebnisreich; Heidelberg war faszinierend.
Die Freundschaften aus meiner Studienzeit bestehen heute noch.
Praktisch orientiert führte ich eine experimentelle
Diplomarbeit zum Strippen von Atomen unter Betreuung von Dr. N. Angert
bei Prof. Dr. Ch. Schmelzer am Beschleuniger Emperor des
Max-Planck-Instituts für Kernphysik durch. Mit Programmieren
habe ich mir ein Zubrot verdient. Im Diplom 1972 habe ich
Strahlenbiologie als Nebenfach gewählt, wozu ich
wöchentlich an das Kernforschungszentrum Karlsruhe zu Prof.
Dr. K.G. Zimmer ins Seminar fuhr.
Wissenschaft: Nach dem Diplom zog
ich mit Prof. Schmelzer, der mittlerweile als Vater des
größten Schwerionenbeschleunigers der Welt (UNILAC)
zum Direktor des aufzubauenden Großforschungszentrums,
Gesellschaft für Schwerionenforschung mbH (GSI), berufen
wurde, nach Darmstadt. Ich nahm eine hauptberufliche Stelle mit der
Möglichkeit der ersten Promotion am UNILAC an, obwohl ich mit
einer Promotion in Biophysik bei Prof. Dr. B. Rajewsky in Frankfurt
geliebäugelt hatte. Im Team um Dr. A. Gobbi und dem
Rechenzentrumsleiter Dr. W. Wacker bauten wir zuerst das zentrale
Datenerfassungs- und Datenauswertesystem für Experimente mit
vielen PDP Vorort-Rechnern, einem Verdichtungsrechner und dem zentralen
Großrechner, dem damals zweitgrößten
IBM-Rechner Europas, auf. Danach konzentrierte ich mich im Team von
Prof. R. Bock und Dr. A. Gobbi auf die Vorbereitung und Messtechnik von
nuklearen Streuexperimenten am UNILAC zum Studium der Wechselwirkung
und des Aufbaus von Atomkernen. In einem internationalen Team
führten wir mehrmals vorbereitende Experimente mit unseren
Messsystemen von 36 Parametern am Zyklotron des Instituts de Physique
Nucleaire in Orsay bei Paris durch. Im Rahmen dessen entwickelte ich
zusammen mit zwei Kollegen einen neuen Auswertealgorithmus für
Gammaspektren, nachdem ich entscheidende Unzulänglichkeiten in
dem weltweit angewandten Code festgestellt hatte. Dies führte
mich zu einem wissenschaftlichen Austausch an das Niels-Bohr-Institut
nach Kopenhagen. Mit der speziellen Auswertung und Interpretation der
experimentellen Daten von Orsay und von Nachmessungen am UNILAC auf den
Drehimpulstransfer bei Wechsel-wirkungen von Schwerionen promovierte
ich im Jahr 1978 an der Universität Heidelberg.
Völlig unverständlich war es für viele
wissenschaftliche Kollegen, dass ich dann von der GSI, bei der die
wissenschaftliche Welt ein- und ausging, in die Industrie
ging.
Industrie: Ich war völlig
überrascht, wie vielseitig und hoch interessant die Aufgaben
in der Industrie waren, die mir angeboten wurden. Besonders reizte mich
die übergeordnete Stelle eines Projektleitungsingenieurs in
der Projektleitung für Kernkraftwerke bei Direktor K. Thurnher
bei der Brown Boveri & Cie AG Mannheim (damals BBC, dann ABB,
heute Alstom). Bereits nach zwei Jahren wurde mir die
Fachprojektleitung des Notstandsgebäudes in dem Sonderbereich
Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich unter Leitung von
Direktor E. Bechler und Herrn G. Roser übertragen. Ein Jahr
danach erhielt ich noch das Maschinenhaus, das klassische BBC-Produkt
mit den Turbinen und dem Generator darin, sowie das technisch
äusserst anspruchsvolle Zwischengebäude
übertragen. Hier konnte ich mein in beruflicher Fortbildung
gefördertes organisatorisches Geschick entfalten. Managen
machte mir viel Freude. Dabei kam mir sowohl bei der Führung
vom Büro aus als auch auf der Baustelle meine breite
Ausbildung mit theoretischem Hintergrund und Praxisorientiertheit
zugute: ich konnte mich fachlich in die verschiedenartigsten Probleme
der Fachabteilungen, z.B. für Anordnungsplanung und
Rohrleitungstechnik, Leittechnik, Nukleartechnik, Verfahrenstechnik
rasch einarbeiten. In dieser Phase wurde mir erstmals die Existenz von
Fachhochschulen und ihre hohe Wertschätzung in der Industrie
bewusst. Nach Fertigstellung meiner Bereiche übertrug mir
Direktor Dr. D. Stölzl die Projektleitung für einen
Zukunftsreaktor auf Basis des Hochtemperaturreaktors. Der Reaktorunfall
von Tschernobyl im Jahr 1986 veranlasste mich zum Wechsel in die
Abteilung für konventionelle Kraftwerke. Hier war ich mit der
Projektleitung für neue Systemtechnik und für
kommerzielle Sonderaufgaben betraut. Schon damals befasste ich mich mit
innovativen Technologien und regenerativen Energien, doch waren meine
Gedanken der Zeit voraus, womit ein Großunternehmen damals
noch kein Geld verdienen konnte. Diese Zeit führte mich
zusammen mit Dr. J. Bogen zu zahlreichen Reise- und
Vortragstätigkeiten im In- und Ausland. Auch habe ich einen
Lehrauftrag für Energielehre an der Fachhochschule
für Technik erhalten. Als Mann um 40 Jahren mit handfester
praktischer Erfahrung brauchte ich eine neue Herausforderung, jedoch
kriselten BBC und die internationale Energiewirtschaft.
Fachhochschule: So bewarb ich mich
auf die Professur für Physik, Umweltmesstechnik und
Energielehre an der Fachhochschule, auf die ich 1988 berufen wurde.
Umweltschutz stand damals ganz hoch im Kurs. Als Physiker konzentrierte
ich mich wegen der überwiegend physikalischen Messmethoden
zuerst auf die Luftmesstechnik. Bereits im Sommer 1990 gelang es uns
dank großartiger Unterstützung durch unseren Rektor
Prof. D. von Hoyingen-Huene und die Fachbereichsleiter Prof. Dr. O.
Schott und Prof. R. Stahl die Finanzierung eines Umweltmessmobils
für Immissionsmessungen durch die Deutsche
Forschungsgemeinschaft e.V. und das Ministerium für
Wissenschaft und Forschung Baden-Württemberg. Damit war
zugleich der Grundstein für den Aufbau des Instituts
für Umweltmesstechnik gelegt (siehe Institut). Im Rahmen von
drei Diplomarbeiten wurde das sog. Mobile Umweltmeßlabor, im
Studentenjargon „liebevoll“ auch Mumel genannt,
zusammen mit den Werkstätten und Instituten der Hochschule
aufgebaut. Damit bietet das Institut den Studenten eine innovative und
praxisgerechte Messanlage im umweltmesstechnischen Praktikum an, mit
dem die Güte der Umgebungsluft nach den Regelwerken des
Bundesimmissionsschutzgesetzes und gemäß Praxis der
Landesanstalten und TÜV gemessen werden kann. Das Mumel ist
ferner für wissenschaftliche Messungen konzipiert. So wurden
im Herbst 1991 erste Messungen zusammen mit dem Amt für
Umweltschutz der Stadt Mannheim durchgeführt.
Ende 1991 wurde ich zur Aufbauhilfe an das Ministerium für
Wirtschaft und Technologie des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg
für die Leitung des Grundsatzreferates Technologie und Energie
berufen. Dort konnte ich den Aufbau des Landestechnologiekonzepts
führen. Parallel las ich noch die Vorlesungen
Umweltmesstechnik und Energielehre in Mannheim.
Nach meiner Rückkehr im Herbst 1993 wurde das Mumel
systematisch in einer Kette von Diplomarbeiten mit einem innovativen
Datenerfassungssystem unter Leitung von Prof. G. Bengel und einem
Online-Gaschromatograph mit viel Adaption durch Dipl.-Ing. (FH) G.
Hackspacher und später Frau Dipl.-Ing. (FH) I. Scholz
ausgebaut. Damit konnte das Institut offizielle Immissionsmessungen in
einem 5 ½-jährigen Messprogramm für die
beiden Städte Heidelberg und Mannheim ab Mai 1994
durchführen. Dieses Messprogramm, begleitet von den
städtischen Abteilungsleitern Dr. E. Würzner und
Dipl.-Ing. J. Krah, war ein reicher Fundus attraktiver und
hervorragender Diplomarbeiten für Studenten und wertvoller
Ergebnisse für die Städte. Zur Vergleichbarkeit der
Messdaten arbeiteten wir mit der UMEG in Karlsruhe, ihrem
Geschäftsführer Dr. W. Obländer und
Bereichsleiter P. Pesch, in Kalibrierung der Messgeräte und
Abstimmung der Ergebnisse zusammen. Das Mumel war in Presse, Funk und
Fernsehen der Region. Die ganzheitliche Untersuchungsmethodik sowie die
Online-Messungen von leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffen
führten mich zu einem Vortrag im Rahmen der Weltklimakonferenz
nach Kyoto im November 1997 und zum Deutsch-Brasilianischen Workshop
für Umweltschutz in Rio de Janeiro im März 1999. Dort
erfuhr ich, dass wir bei Online-Messungen von Kohlenwasserstoffen eine
führende Stellung in der Welt einnahmen.
Das Mumel hat sich hervorragend in Lehre und Wissenschaft
bewährt. Es wird derzeit den geänderten
Rahmenbedingungen, insbesondere neuen wissenschaftlichen Zielsetzungen
infolge der deutlich besser gewordenen Umgebungsluft durch
ergänzende Messtechnik angepaßt. Dazu wird im ersten
Schritt derzeit das Datenerfassungssystem auf den aktuellen Stand der
Technik gebracht, dann folgt die Geräteausstattung. Hierbei
werden wiederum eine Reihe von Diplomarbeiten anfallen.
Das zweite wissenschaftliche Standbein des Institutsleiters ist die
Energie. Aufgrund meiner zahlreichen Industriekontakte führe
ich viele Diplomarbeiten direkt bei Firmen durch, z.B. ABB, BASF,
DaimlerChrysler, MVV, KAH, SET. Als Arbeiten mit öffentlichen
Institutionen möchte ich das interdisziplinäre und
ganzheitliche Energiekonzept für die Stadt Hemsbach unter
Leitung von Prof. Dr. K. Peschges aus dem Jahr 1996 und die
Wirtschaftlichkeitsuntersuchung von landwirtschaftlichen Biogasanlagen
in Zusammenarbeit mit Dr. H. Oechsner, Universität Hohenheim
im Jahr 2000 nennen. Mit der nun stärkeren Etablierung der
regenerativen Energien an der Fachhochschule durch eine
eigenständige Vorlesung will ich Kontakte zu entsprechenden
Firmen und Institutionen für praxisorientierte Lehre und
externe Diplomarbeiten ausbauen, aber es sollen auch
Demonstrationsanlagen, Messeinrichtungen und Simulations- und
Auslegungsprogramme für eigenständige Arbeiten am
Institut und an der Fachhochschule aufgebaut werden.
Privatperson: Eine Zäsur
in meinem Leben trat mit dem Kennenlernen meiner Frau Christiane, geb.
Glasenapp beim Segeln in der Ostsee im Jahr 1974 ein. Zuvor, in meiner
Sturm- und Drangzeit, hatte ich 4 Autos in 5 Jahren zu Bruch gefahren.
Im Jahr 1980 heirateten wir in Heidelberg. Dort lehrt meine Frau
Flöte an der Musik- und Singschule. Im Jahr 1985 wurde uns
unsere Tochter Friederike geschenkt. In meiner Freizeit spiele ich
Tennis und laufe Ski. Wir reisen gerne, haben ein offenes Haus und
schätzen das Kulturangebot Mannheims und die Natur und
Fröhlichkeit der Kurpfalz.
Es ist jeden Bürgers Pflicht, sich auch für die
Gemeinschaft einzubringen, ihr zu dienen. In dieser und christlicher
Verantwortung engagiere ich mich für die Politik. So habe ich
zusammen mit der Stadträtin Dr. U. Weiß die
Umweltgruppe der CDU in Mannheim 1989 aufgebaut. Mein berufliches
Wissen und meine berufliche Erfahrung bringe ich in die Politik der CDU
als Vorsitzender des Arbeitskreises Energiepolitik der CDU Nordbaden,
als Mitglied des Landesfachausschusses Umwelt und des
Bundesfachausschusses Forschung und Innovation ein. Ferner bin ich
Mitglied des nichtpolitischen und nicht religiös gebundenen
internationalen Serviceclubs Kiwanis. Während meiner
Präsidentschaft im 25-ten Jubiläumsjahr des
Mannheimer Clubs gelang es uns, die äußerst
fruchtbringende Clubgründung in Danzig und erste in Polen im
Jahr 1991 zu vollziehen und damit internationale
Völkerverständigung zu praktizieren, was mir
für ein friedliches Zusammenwachsen in Europa von besonderer
Bedeutung erscheint. Dies sollte auf allen Ebenen und allen
Altersstufen praktiziert werden. Gerne lasse ich für meine
Studenten meine Kontakte spielen.
Vielen
Dank für Ihr Interesse.
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